Adventskalender am 30. November
O Heiland reiß den Himmel auf
Beten Sie im Advent? Was für eine Frage! Natürlich. Wenn Sie sowieso beten, mit Gott reden, werden Sie wahrscheinlich in den vier Wochen vor Weihnachten keine Ausnahme machen. Aber beten Sie adventlich? Wartend, auf die ‚Ankunft‘?
Ein Text aus dem Propheten Jesaja, Kapitel 63, ist für mich so ein Adventsgebet und besonders in dieser Zeit Anregung und Inspiration, auch für das eigene Beten.
Der Prophet denkt daran, wie Gott schon gehandelt hat:
„Ich will bekennen, wie der HERR uns seine Gnade erwiesen hat; immer wieder erzähle ich von seinen ruhmvollen Taten.“ (Vers 7)
Er umschreibt das Wirken Gottes mit Worten wie Liebe, Güte, Hilfe; aber auch Zorn, Kampf, Kraft. Er ist ein Gott, der sein Volk liebt, der Erbarmen hat, dem das Schicksal seines Volkes nicht gleichgültig ist. Doch so manche Erinnerung steht in offensichtlichem Gegensatz zum derzeitigen Erleben. Wo ist Gott jetzt?, lautet seine Frage.
Die Spannung im Advent liegt nicht in den vielen Heimlichkeiten und im Warten auf Weihnachten. Die Spannung liegt im bewussten Wahrnehmen einer erlösungsbedürftigen Welt um uns herum und im Blick auf den, der tatsächlich Erlösung bringen kann.
Der Prophet sieht in dieser Situation, worauf es wirklich ankommt. Nämlich, dass Gott ankommt. Hilfe, wirkliche Rettung und Veränderung kommt von außerhalb. Sie kommt von dem der Rettung, Erlösung ist. Advent beginnt mit der Einsicht, dass wir nicht den Himmel erobern können, sondern dass es Gott ist, der den Himmel aufreißt und zu uns herabkommt. Dabei bedeutet Leben im Advent nicht ein Vertrösten auf das Kommen Jesu in naher oder ferner Zukunft – sondern ein aktives Auseinandersetzen mit der jetzigen Situation. Und das führt uns ins Gebet – ein Beten im Advent.
„Herr, schau doch herab vom Himmel, von deinem heiligen und majestätischen Thron! Warum setzt du dich nicht mehr mit ganzer Kraft für uns ein? Wo sind deine großen Taten? Warum hältst du dich zurück? Schlägt dein Herz nicht mehr für uns? Ist deine Liebe erloschen? Du bist doch unser Vater! Abraham weiß nichts von uns, und auch Jakob kennt uns nicht. Du, Herr, du bist unser Vater. «Unser Erlöser» – so hast du von jeher geheißen …
Ach Herr, reiß doch den Himmel auf, und komm zu uns herab! Lass vor deiner Erscheinung die Berge ins Wanken geraten!“ (Jesaja 63,15-16.19)
Karsten Sablong
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.