Adventskalender am 4. Dezember
Advent. Ja, Jesus kommt wieder. Und ich denke daran, wie unterschiedlich Jesus in diese Welt und unser Leben kommen will, gekommen ist und kommen wird. Ich habe vor meinem inneren Auge das Bild eines lauen Abends am Meer, mit weichem Sand, in einer warmen, südlichen Gegend. Mit Wellen, die in unterschiedlicher Höhe an den Strand rollen, leise und stetig – Wellen, die für mich ein Gleichnis sind für das Ankommen Jesu in dieser Welt und in unserem Leben.
Da ist diese eine, diese ganz besondere Welle, als Jesus Mensch wird und als Kind geboren wird. Gott, der zu uns kommt, der uns gleich wird, unser Leben teilt und damit begreifbar, verstehbar, nahbar wird. Und gleichzeitig wird er greifbar und angreifbar – bis zu einer Hinrichtung am Kreuz. Und doch, das wesentliche Ergebnis seiner Ankunft bleibt: mit dem Leben, dem Sterben und dem Auferstehen ist die Brücke, die die Trennung von Gott überwindet, aufgerichtet.
Dann sind da die vielen kleinen Wellen: Jesus, der gerne hineinkommen möchte in unser Leben. Sie stehen für die zahlreichen Möglichkeiten einer Jesusbegegnung im Alltag, im Gottesdienst, bei der Arbeit, in der persönlichen Stille, wenn wir zu zweit oder zu dritt in seinem Namen zusammen sind. Wie die Wellen: jede einzelne Begegnung ist voller Dynamik, Beweglichkeit und einmalig. Sanft wie die Wellen, so kommt Jesus auf mich zu und bietet mir Begegnung und Gemeinschaft an.
Ich erlebe das dann so wie letzte Woche: In der Stille am Morgen merke ich, wie Jesus in meine Situation hineinspricht, wie mir Sinn und Inhalte von Worten aus der heiligen Schrift deutlich werden, die mich seit Wochen beschäftigen und zu denen ich bis dahin keinen Zugang fand. Fragen und Antworten nach der Liebe zu Gott werden hier zum Thema, nach Beziehungen zu Menschen, mit denen ich unterwegs bin, nach dem Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Liebe.
Und dann erwarten wir diese große, diese weitere Welle, wenn er sichtbar wiederkommen wird. Wir ahnen sie mehr, als dass wir sie sehen können. Wir wissen nur, dass sie kommen wird, nicht aber wann. Und wir wissen, dass mit diesem Wiederkommen eine neue Schöpfung angekündigt wird. Sie wird uns eine Zeit bringen von der gesagt wird, dass da kein Leid, kein Schmerz, kein Tod mehr sein werden. Gott selbst wird dann Tränen des vergangenen Leides von unseren Augen abwischen.
Ein Abendspaziergang am Meer, Wellen am Sandstrand: Bilder für die Freundlichkeit Gottes, der vor unserer Tür steht und anklopft. Nichts Bedrohliches geht von diesen Bildern aus. Die Stetigkeit der Wellen steht für Gottes Geduld, seine Verlässlichkeit und Treue. Die Weite des Meeres ist ein Zeichen seiner unerschöpflichen Güte und Gnade. Möglich wird das alles, weil Jesus angekommen ist, heute noch ankommt und wiederkommen wird.
Ich wünsche Ihnen und uns allen eine gesegnete Adventszeit und neue und überraschende Begegnungen mit dem lebendigen, auferstandenen und wiederkommenden Herrn.
Hermann Knöchel
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.