Adventskalender am 8. Dezember
„Mache dich auf und werde licht!“
Nimmst du dir auch manchmal in der Adventszeit für einen abendlichen Spaziergang Zeit, um all die vielen, leuchtenden Lichter wahrzunehmen, die durch die Fenster funkeln?
Für mich ist das eine lang gehegte Leidenschaft. Und egal, an welchem Ort ich gelebt habe, überall konnte ich diesen besonderen Lichterschein entdecken, bei dem mir warm und wohlig ums Herz wird. Gepaart mit Weihnachtsliedern im Kopf oder auf den Lippen, von denen auch viele von Licht und vom Leuchten handeln, sind das für mich besondere Adventsmomente.
Der Kanon „Mache dich auf und werde licht“ wurde im Mai 2018 für mich nochmals besonders eindrücklich. Als ich mit meiner Familie beschlossen habe, nach Magdeburg zu ziehen, um dort mit dem Sunrise e.V. und der Villa Wertvoll Licht ins Dunkel zu bringen, wurde er ganz real. Und das außerhalb der Adventszeit. Im Entscheidungsprozess stellte ich mir, um im Bild zu bleiben, oft die Frage, ob mein Licht dafür groß genug, der Docht fest genug oder die Ausstrahlung warm genug ist. Jesus sagt dazu schlicht in Matthäus 5,14: „Ihr SEID das Licht der Welt!“ Nicht, ihr werdet erst noch das Licht der Welt sein, wenn… Nein. Du und ich, wir sind das Licht der Welt. ER will durch dich und mich in dieser Welt sein hoffnungsvolles Licht zum Leuchten bringen. Es gilt nur: mache dich auf!
Eine Geschichte, die mir hierzu nochmals ein Aha-Erlebnis geschenkt hat, ist die der kleinen Fackel. Bettina Becker hat sie in ihrem Buch „Herausspaziert“ niedergeschrieben. Ich wünsche dir, dass sie auch dir ein Licht aufgehen lässt.
Es war einmal eine kleine Fackel. Diese kleine Fackel hatte große Träume: Sie wollte gerne etwas Besonderes sein, groß sein, hell strahlen! Aber in Wirklichkeit war sie nur eine einfache kleine Fackel. Um sie herum war es immerzu dunkel und es roch muffig. Ganz selten kam mal jemand vorbei, ging aber rasch weiter. Nie blieb jemand stehen. Nie bewunderte sie jemand. Nie dankte ihr jemand. Es war, als sei sie überhaupt nicht da. Als ginge es nur darum, möglichst schnell weg von ihr zu kommen. Doch eines Tages kam eine gute Fee und verkündete ihr, sie habe einen Wunsch frei. Die kleine Fackel zögerte nicht lange: „Ich wünsche mir, eine große, elegante Fackel zu sein. Ich möchte im Thronsaal des Königs leuchten, direkt am Eingang!“ Und schwuppdiwupp verzauberte die gute Fee die kleine Fackel in eine große, elegante Fackel im Thronsaal des Königs. Wie glücklich und stolz war sie da! Um sie herum erstrahlte alles in wunderbarer Pracht und Schönheit. Endlich. Sie war etwas Besonderes! Sie gehörte zu etwas Großem. Und dann kam der große Moment: Die Prinzessin wurde im Thronsaal erwartet! Die kleine große Fackel freute sich – endlich konnte sie für die Königstochter persönlich leuchten. Ganz in ihrer Nähe. Sie den ganzen Abend bewundern und sie in ihrem Licht noch schöner aussehen lassen. Die Tür öffnete sich und herein kam die Prinzessin: Aber wie sah sie aus! Ganz dreckig war sie, das Kleid verschmutzt und an der Stirn blutete sie sogar! Die kleine Fackel erschrak: Was war passiert? Da hörte sie die Prinzessin sagen: „Auf dem Rückweg vom Stall bin ich durch das Kellergewölbe gegangen, als es plötzlich dunkel wurde. Ich bin gestolpert und habe mir den Kopf gestoßen. Jemand muss die kleine Fackel weggenommen haben, dabei war sie die Einzige, die mir dort unten den Weg erleuchtet hat.“
Jerrit Andersen
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.