Adventskalender am 16. Dezember
Das Gedankenkarussell
Von April 2019 bis April 2020 war ich ein Jahr als Volontärin in Uganda bei „Vision for Africa“. Diese Organisation kümmert sich um Kinder und junge Leute. Es gibt mehrere Schulen, Vorschulen und verschiedene Ausbildungsstellen. Außerdem gibt es neun Kinderhäuser nach dem SOS-Kinderdorf-Prinzip. Allerdings gibt es auch ein paar Außenstellen.
Ich war in einer solchen Außenstelle und zwar in der Grundschule in Kikondo (sprich: Tschikondo), einem kleinen Fischerdorf direkt am Viktoriasee. Dort war ich zusammen mit einer anderen Volontärin.
Allerdings hatten wir nicht so viel zu tun. Vormittags eine Stunde Deutsch geben und nachmittags eine Stunde Sportunterricht. Die restliche Zeit hatten wir zur freien Verfügung. Das heißt, wir hatten viel Zeit!!! Für mich war das richtig herausfordernd. Normalerweise bin ich jemand, der gerne etwas tut. Wenn ich zu viel herumsitze und nichts tue, werde ich träge, lustlos und auf Dauer unzufrieden. Genau das ist mir in Kikondo passiert.
Jedoch kam damit ein weiteres riesiges Problem einher: meine Gedanken. Da ich nicht viel (in meinen Augen) Sinnvolles zu tun hatte, hatte ich viel Zeit nachzudenken. Das war gar nicht gut. Meine Gedanken sind regelrecht „Karussell gefahren“. Das war furchtbar. Ich habe angefangen mir Sorgen zu machen und wurde immer unzufriedener und trauriger.
Manchmal macht es natürlich Sinn sich mit gewissen Dingen zu beschäftigen. Wenn ich mir beispielsweise ein neues Auto kaufen will, dann sollte ich recherchieren, was es für Modelle gibt, Preis und Leistung vergleichen, etc. Wenn ich aber über nichts anderes mehr nachdenke und auch nachts nicht einschlafen kann, weil ein Thema mich so sehr beschäftigt oder ich mich nicht konzentrieren kann, weil es in meinem Kopf ständig kreiselt, dann wird das zu einem Gedankenkarussell. Es dreht sich und dreht sich und hört nicht mehr auf. Es entzieht mir nach und nach alle meine Kraft. Das frustriert und macht am Ende vielleicht noch wütend, in meinem Fall wurde ich traurig.
„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ – 1.Petrus 5:7
Irgendwann habe ich Gott dann gefragt, wie dieses Gedankenkarussell denn ausgeht. Gott antwortete: „Wer es einschaltet, der kann es auch wieder ausschalten.“ Damit war ich gemeint. Ich habe mir also einen großen roten Knopf vorgestellt. Immer wenn meine Gedanken dann in eine bestimmte Richtung abbiegen wollten, habe ich im Geist auf diesen Knopf gedrückt und mich bewusst dazu entschieden nicht mehr weiter zu denken. Manchmal musste ich das zwanzigmal die Stunde machen. Aber siehe da, es wurde besser. Ich habe sogar geübt nichts zu denken, sondern einfach nur zu sein. Nur zu hören, wie der Wind durch die Blätter rauscht, nur zu fühlen, wie die Sonne meine Haut wärmt, nur den Fischgeruch aus dem Dort zu riechen, …
„Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut!“ (nach Psalm 34:9)
Regina Walden
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.