Adventskalender am 19. Dezember
„Laß dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit.“ Prediger 11,1
Möglicherweise ein ungewöhnliches Wort für die Adventszeit. Aber das Wort „Brot“ benennt mehr als unsere Nahrung: Martin Luther schreibt im Kleinen Katechismus zu der vierten Bitte des Vaterunsers: „Brot ist alles, was not tut für Leib und Leben“.
Die „Stille“ gehört zu diesen überlebenswichtigen Gaben Gottes. Unsere Seele braucht Verschnaufspausen zur Besinnung und zur Regeneration.
Deshalb ist bereits in den 10 Geboten der Wochenrhythmus klar geregelt: 6 Tage Arbeit, ein Tag Ruhe ( 2. Mose 20,9 )
So praktizierte es auch Gott bei der Erschaffung von sichtbarer und unsichtbarer Welt. Salomo fordert in unserem Bibelvers dazu auf, das Lebensnotwendige („Brot“) nicht nur für uns selbst zu behalten, sondern es verschwenderisch auszuteilen, es „über das Wasser fahren zu lassen“. Hier spannt sich für mich ein Bogen zum Sinn der Adventszeit. Von alters her heißt sie „Staade Zeit“. In den vier Wochen sollen wir der Ruhe mehr Raum im eigenen Leben gönnen, um neu das Staunen zu lernen über die Tatsache, dass Gott in Seinem Sohn Jesus Christus Mensch wurde.
In diesem Jahr sind uns wegen der Corona-Infektionen manche Einschränkungen auferlegt: geringere soziale Kontakte, weniger feste Termine, seltenere Reisemöglichkeiten…
Aus der Perspektive Gottes sind diese Beschränkungen eine Chance, neu den Wert der Adventswochen als Zeit der Besinnung zu entdecken. Aber im Sinne des Predigers nicht nur für mich alleine, sondern mit Anderen zusammen: Regelmäßige Treffen in der Familie oder im kleinen Kreis in der Gemeinde. Einen biblischen Impuls zum Thema „erwarten“ auf sich wirken lassen und sich darüber austauschen. Sich gegenseitig erzählen,
was den Reiz von Advent in der Kindheit ausmachte. Im Schein von Kerzen sich gemeinsam auf die Geburt Jesu Christi vorbereiten, der als Licht in unsere dunkle Welt kam…
Der Kommerz hat dieses Jahr in der Adventszeit weniger Raum als sonst. Die Christkindelsmärkte in Nürnberg und München wurden wegen der Infektionsgefahr abgesagt. Lassen Sie uns in diesen Wochen dem „Brot“ der Stille gemeinsam nachspüren und mit anderen teilen. Mögen Lockdowns auch manche gewohnten Kontakte einschränken. Gottes Nähe ist dafür umso intensiver zu spüren und gemeinsam zu entdecken.
Heinz-Günther Ernst
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.