Adventskalender am 21. Dezember
„Wann sind wir denn da?“
Kaum hatte unsere Fahrt in den Urlaub begonnen und wir hatten gerade die Grenze unserer Heimatstadt erreicht, war eine Kinderstimme von der Rückbank mit dieser Frage zu hören. Wie sollte man erklären, wie lange diese Fahrt noch dauert, wo doch noch hunderte Kilometer vor uns lagen?
Eine ähnliche Frage hört mein Mann ab und zu von mir, wenn er eine gemeinsame Wanderung vorschlägt. Da er gerne mal eine Route beliebig oder auch extrem vergrößert, frage ich: „Wie weit ist die Strecke wirklich?“ Wie lange noch? Und: Wie weit ist der Weg?
Gerne will ich wissen, was auf mich zukommt, wie groß die Herausforderung wird, wie ich meine Kräfte einteilen muss, wann ich am Ziel bin. Eigentlich lautet meine Frage: „Schaffe ich das?“
Vielleicht habe nicht nur ich die Fragen nach der Dauer und der Wegstrecke, die uns alle gerade in diesem Jahr zur Herausforderung geworden sind: Wann endet der Lockdown? Wann dürfen die Kinder wieder in die Schule gehen? Wann kann ich meinen Vater im Seniorenheim wieder besuchen und hoffentlich eines Tages wieder umarmen? Wann dürfen wir wieder Gemeinschaft haben oder ein Fest feiern? Wie lange dauert die Durststrecke für die Menschen, die in den besonders betroffenen Branchen arbeiten?
Manchmal lassen sich die Fragen nach Strecke und Dauer ganz gut beantworten, aber die Erfahrung, dass man diese Information nicht immer im Voraus bekommt, hat schon Elia gemacht. Im 1. Buch der Könige wird von dem Propheten berichtet, dass er nach einer Begegnung mit vielen Baalspropheten auf dem Berg Karmel Gottes Wirken in Form von lang ersehntem Regen mitten in eine große Dürre hinein
erleben durfte. Als Folge seines Eintretens für den lebendigen Gott wird er von Isebel verfolgt, die ihm mit aller Macht nach dem Leben trachtet.
Elia landet bei seiner Flucht entkräftet in der Wüste und will nur noch sterben. Er erlebt eine „Wüstenzeit“ im wahrsten Sinne des Wortes: innerlich und äußerlich.
Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe zu seinem Haupt lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.
Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.
1. Könige 19, 5-7
Es macht mir Mut, zu lesen, wie Gott dem erschöpften Elia begegnet und ihn versorgt. Elia darf schlafen, wird geweckt, soll sich stärken und das so oft, bis er neue Kräfte für den Weg, der vor ihm liegt, bekommen hat.
Es macht mir Mut zu lesen, dass Gott gibt, was Elia braucht und ihn auch auffordert, sich stärken zu lassen für den Weg.
Elia erfährt, dass der Weg weit sein wird. Er erlebt aber auch, dass Gott ihm gibt, was er für diesen „weiten Weg“ braucht. Das Wunderbare an der Weg-Geschichte Elias:
Am Ende des Weges zeigt Gott sich ihm erneut, wenn auch ganz anders als erwartet…. Er darf Gott in einem stillen, sanften Brausen am Berg Horeb erleben.
So kurz vor Weihnachten lesen wir, wie Menschen auch in der Weihnachtsgeschichte auf dem Weg und voller Fragen sind, wie Joseph und Maria auf Herbergssuche kurz vor dem Entbindungstermin oder weise Männer aus dem Morgenland, die einem Stern auf der Spur sind.
Ich wünsche uns auf unserem Weg auf Weihnachten zu, dass wir uns immer wieder neu wecken, ansprechen, stärken und locken lassen von Gottes guter Botschaft in unser Leben hinein.
Susanne Haas
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.