Advents- und Weihnachtskalender am 30. Dezember
Sei getrost
Dieses Jahr begann für uns mit großer Vorfreude. Im September sollte unser zweites Kind auf die Welt kommen. Dankbar für diese Gebetserhörung freuten wir uns auf den Zuwachs. Trotzdem bewegten uns so manche Fragen. Werden wir, vor allem unser Großer, uns schnell an den neuen Alltag gewöhnen? Welche Auswirkung wird die erneute Elternzeitunterbrechung auf meine Promotion haben? Und wer wird meinen Aufgabenbereich in der Campküche beim MissioCamp übernehmen?
Das Jahr nahm seinen Lauf – und alles kam anders als gedacht. Homeoffice und gleichzeitige Kinderbetreuung machten alle meine beruflichen Planungen zunichte. Das Gebet um einen Ersatz für mich in der Campküche beantwortete Gott damit, dass das Camp in komplett neuer Form ganz ohne Campküche stattfinden durfte. Nur unser Nachwuchs ließ sich in seinem Zeitplan nicht beirren.
In diesen turbulenten Monaten begleitete mich ein Aufruf Davids, der schon in früheren Krisenzeiten eine Kraftquelle war: „Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!“(LUT), Psalm 27,14. In einer anderen Übersetzung heißt es „Vertraue auf den HERRN! Sei mutig und tapfer und hoffe geduldig auf den HERRN!“(NLB).
Manchmal war dieser Vers wie ein sanftes Streicheln, das mich ermutigte, den Sommer auch in den Wänden einer begrenzten Mietwohnung zuhause zu genießen und tapfer einen weiteren Tag mich selbst und unseren Dreijährigen geduldig zu ertragen, wenn uns mal wieder die Decke auf den Kopf gefallen war. Manchmal waren die Worte aber auch der nötige Tritt in den Hintern, um Mut- und Hilflosigkeit, Ärger und Selbstmitleid hinter mir lassen und die vielen tagtäglichen Geschenke Gottes wahrnehmen zu können. Ja, Gott mutete mir einiges zu und stellte mich vor so manche Herausforderung. Immer wieder wollte ich in dieser Zeit aufgeben. Ich fühlte mich so, als wenn ich keinen weiteren Tag all den verschiedenen Prüfungen standhalten könnte. Meine Kraft geduldig zu sein, durchzuhalten und zu ertragen, war verbraucht.
Genau an dieser Kraftlosigkeit durfte ich immer wieder erfahren, dass unser Vater im Himmel trotz allem bei mir war und ist. Er wünscht sich, dass wir in allem auf ihn vertrauen und von ihm erwarten, dass er uns versorgt. Er trägt uns und hält seine Hand über uns. Er hat trotz meiner Kraftlosigkeit dafür gesorgt, dass ich weiter durchhalten und tapfer durch die Tage gehen konnte. Er hat mir den Mut gegeben, jeder neuen Prüfung ins Auge zu schauen und mit seiner Hilfe zu bestehen.
Gott möchte uns jeden Tag seine Kraft und seinen Frieden schenken. Er möchte uns an die Hand nehmen und mit uns den Weg durch das Chaos gehen. Er schenkt uns die Nähe und Geborgenheit, nach der wir uns sehnen. Und wenn ich denke, ich kann nicht mehr, dann schickt er wie bei Elia die Krähen vorbei, die mich mit allem Nötigen für die anstehenden Aufgaben versorgen.
Was wird das neue Jahr bringen? Ich weiß es nicht, aber mit Sicherheit neue Herausforderungen. Trotzdem steht eines fest: Unser Vater wird uns jeden Tag begleiten und versorgen. Er möchte, dass wir fröhlich und getrost unserer Wege gehen. Und kommt eine neue Prüfung auf mich zu, so möchte ich sie mutig und im Vertrauen auf ihn angehen.
Eva Schmidt
Entnommen aus dem Adventskalenderbuch 2020
© 2020 CVJM – Christliche Tagungsstätte HOHE RHÖN e.V.