Jesus und mein Versagen!

Auszug aus einer MISSIO-CAMP Predigt von Lukas Herbst

Ich möchte euch ganz am Anfang von einem Moment erzählen, an dem ich mich wirklich wie ein Versager gefühlt habe. Es ist schon einige Jahre her, aber ich kann mich noch an diesen Moment erinnern, wie ich da in diesem Stadtbus in Schweinfurt stehe und die Stadt zieht an mir so vorbei. Ich sehe sie aber nur wie durch so einen Schmierfilm, weil ich einfach nur in Gedanken bin und gar nicht wirklich rausschaue. Ich denke mir in diesem Moment: „Mensch, was bin ich für ein Versager? Kann das wirklich sein?“ Es passiert auch niemandem so was Dummes. Ich werde den Rest meines Lebens Stadtbus fahren müssen.

15 Minuten vorher bin ich durch die theoretische Führerscheinprüfung gefallen. Manche weinen oder lachen. Die einen haben Mitgefühl: „Ja, das kenn ich.“ Andere lachen: „Haha, wie kann man nur so dumm sein?“ Aber das hätten sie nie zugegeben. Ich habe das in dem Moment auch gedacht: „Wie kann man nur so dumm sein? Wie, das passiert einem doch nicht.“ Vorher in meiner Klasse habe ich es noch angekündigt: „Hey, heute habe ich theoretische Führerscheinprüfung. Das ist überhaupt kein Problem! Das schafft doch jeder!“ Und dann kriege ich das Ding zurück und merke: 11 Fehler! Ja, das ist einer zu viel. Und dann sehe ich, was der entscheidende Fehler war. Ich hatte einfach nur etwas falsch gelesen. Das, was ich gelesen habe, habe ich richtig gemacht, aber es war halt nicht das, was da stand. Und in diesem Moment habe ich mich einfach total dumm gefühlt, wie so ein Versager, wie jemand, der einfach nichts zustande bekommt.

Das Gute war, ich konnte die Prüfung nochmal machen und habe das dann auch geschafft. Aber in unserem Leben gibt es immer wieder auch Momente und Situationen, an denen wir genau dieses Gefühl haben, wo wir einfach dastehen, das Leben zieht so an uns vorbei, und wir denken: „Hey, wie dumm kann man eigentlich sein? Warum passiert mir das? Warum hab ich‘s wieder nicht geschafft? Warum hab ich an dieser Stelle versagt?“ Und das sind Momente, die können viel existenzieller sein, als so eine Führerscheinprüfung. Es können Momente sein, wo wir uns selber Dinge versprochen haben und es nicht geschafft haben. Es können Momente sein, wo wir in Beziehungen versagt haben und diese Beziehungen sind kaputt gegangen. Wir wissen, es liegt an uns. Es liegt an mir. Es war meine Schuld. Ich habe es verkackt, wie man auf Fränkisch sagen würde, vielleicht auch in anderen Landesteilen. Oder wo wir uns beruflich Dinge vorgenommen haben und wir haben es nicht geschafft.

Wir haben einen Fehler gemacht. Wir können uns das nicht verzeihen. Wir können es uns nicht vergeben. Oder wir haben eine Entscheidung getroffen, vielleicht schon Jahre zurück, und tief in uns spüren wir, dass diese Entscheidung falsch war und wir können es uns selber nicht vergeben. Niemand anders weiß vielleicht davon. Wir klagen uns an und es ist wie so ein wunder Punkt, den wir mit uns herum tragen. Es hat Spuren hinterlassen. Wir haben vielleicht auch Angst, dass es jemand mitbekommt und es irgendwie rauskommt.

Heute wollen wir darüber nachdenken, wie wir mit unserem Versagen, mit diesen wunden Punkten umgehen können. Und wie geht auch Jesus mit meinem Versagen um? Ich glaube, wir alle tragen diese wunden Punkte in uns und ich würde sagen, dass das, was Jesus uns anbietet, schon allein lohnen würde, sich auf diesen Gott einzulassen.

Ich habe euch als erstes ein Zitat mitgebracht von dem wunderbaren Philosophen Homer J. Simpson, der sagt folgendes:

„Versuchen ist der erste Schritt zum Versagen.“

Also das ist natürlich auch eine Möglichkeit, dass wir uns zurücklehnen und sagen: „Ich versuche einfach gar nichts mehr, dann werde ich auch nichts mehr falsch machen.“ Das wäre jedoch keine zufriedenstellende Lösung.

Deswegen wollen wir zusammen in den Bibeltext eintauchen aus dem Lukas-Evangelium. Diesem Text geht ein wichtiger Dialog zwischen Jesus und Petrus voraus. Und zwar ist es so ein Moment, wo Jesus zu Petrus oder zu seinen Freunden sagt: „Hey, ich werde bald sterben. Ich werde bald am Kreuz hingerichtet werden und ihr werdet mich verlassen. Ihr werdet nicht mitkommen.“

Und dann kommt Petrus. Ich finde das total sympathisch, der Typ ist einfach immer so überzeugt von sich. Er sagt: „Niemals! Ich werde bei dir bleiben für immer und auf gar keinen Fall werde ich dich verlassen. Ich werde bei dir bleiben.“ Und Jesus sagt zu ihm. „Nö, stimmt nicht.“ So mal ein bisschen verkürzt gesagt. Er sagt: „Du wirst mich dreimal verleugnen bevor der Hahn kräht.“

Ich habe euch mal hier so einen Turm aus Klötzchen mitgebracht, als Beispiel für das Selbstbild von Petrus, das er von sich hat. Da sind ein paar kleine Lücken. Es fehlen ein paar Teilchen. Das passiert uns auch manchmal, dass wir über uns auf eine Art und Weise denken und manche blinden Flecken, die wir so haben, gar nicht bemerken. Und Jesus möchte mit Petrus einen Weg gehen, wo er ihn stärker zurückkommen lässt, als er in diesem Moment, in diesem Dialog ist.

Und jetzt steigen wir ein in diesen Bibeltext Lukas 22, ab Vers 54: „Die Männer packten Jesus, führten ihn ab und brachten ihn in den Palast des Hohen Priesters.“ Das ist der Moment, als Jesus gefangen genommen wird und als er dann in der Folge auch gekreuzigt wird. „Petrus folgte ihnen aus einiger Entfernung.“ Also erstmal möchte ich gerne für Petrus an der Stelle eine Lanze brechen, weil der immer relativ schlecht wegkommt. Die anderen Freunde von Jesus, die waren schon weg, die sind gar nicht mitgegangen. Petrus ist wenigstens mitgegangen. Er war dabei, er ist nicht sofort abgehauen. Also lasst uns diesen Typen mal nicht so schlecht sehen. Der war ganz schön mutig, der war mit der Nase vorne dran, der hat auch ein bisschen mehr erlebt, als die anderen.

Vers 55: „In der Mitte des Innenhofes hatte man ein Feuer angezündet. Petrus setzte sich zu den Leuten, die dort beieinander saßen. Eine Dienerin sah ihn im Schein des Feuers da sitzen, musterte ihn aufmerksamen und meinte dann: ‚Der hier war auch mit ihm‘. Aber Petrus stritt es ab: ‚Ich kenne diesen Mann nicht‘. Es ging nicht lange, da wurde jemand anders auf ihn aufmerksam und sagte: ‚Du bist auch einer von denen‘. Petrus widersprach: ‚Das stimmt nicht!‘“

Ich frage mich immer, wenn ich das lese: Was ist wohl in Petrus vorgegangen? Kurze Zeit vorher hat Jesus zu ihm gesagt: Du wirst mich dreimal verleugnen, bevor der Hahn kräht. Das ist jetzt hier zweimal passiert und ich frage mich, ob Petrus so einen inneren Dialog hatte: „Okay, jetzt bin ich bei zweimal. Jetzt wäre es gut abzuhauen oder so. Ob er mitgezählt hat? Keine Ahnung, ich weiß es nicht genau. Er geht trotzdem nicht weg. Er bleibt noch eine Stunde, lesen wir gleich in Vers 59:

„Etwa eine Stunde später erklärte wieder jemand anders mit Bestimmtheit: ‚Natürlich war der auch mit ihm zusammen. Er ist doch auch ein Galiläer‘. Aber Petrus entgegnete: ‚Ich weiß nicht, wovon du sprichst‘. Im gleichen Augenblick, noch während er das sagte, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um, blickte Petrus an. Petrus erinnerte sich daran, wie der Herr zu ihm gesagt hatte: ‚Bevor der Hahn heute Nacht kräht, wirst du mich dreimal verleugnen‘. Und er ging hinaus und weinte in bitterer Verzweiflung.“

Das ist der Moment, wo für Petrus wirklich eine Welt zusammenbricht. Das ist der Moment, wo irgendwie sein eigenes Selbstbild zerstört wird, wo der Hahn kräht und wo das Weinen anfängt. Wo er merkt: okay, irgendwie habe ich das nicht für möglich gehalten, dass ich an dieser Stelle versagen könnte. Ich habe es nicht kommen sehen. Er weint nicht, weil der Hahn kräht und er findet, dass das so ein schlimmes Geräusch ist, sondern weil er für sein Leben Dinge vorhat. Weil er sich wünscht, dass Gott, dass dieser Jesus ihn gebrauchen kann. Weil er hohe Ideale für sein Leben hat. Weil er möchte, dass Gottes Fingerabdrücke in seinem Leben deutlich werden. In diesem Moment merkt er, dass er es nicht gebacken bekommt, dass er Menschenfurcht hat, dass er doch nicht Germany‘s Next Top Christ ist. Plötzlich hat er da so etwas wie eine Wunde, so einen wunden Punkt in seinem Leben und dann kräht der Hahn. Und dieses Krähen des Hahnes ist nicht wie bei uns, irgendwo beim Urlaub auf dem Bauernhof, oder wenn wir in unserem Alltag unterwegs sind. Da kräht nicht ständig irgendwie so ein Hahn. Aber bei Petrus war es so, dass er irgendwo unterwegs war, dass er sich vielleicht ablenken wollte von seinem Versagen, nicht mehr daran denken wollte, an das, was passiert ist. Und dann war da dieses Geräusch, das ihn wieder daran erinnert hat und ihm wieder diese Gedanken gebracht hat: „Du willst für Jesus leben, das nimmt dir doch keiner ab. Hey, weißt du noch, dieser Moment, als du versagt hast? Weißt du noch, dass du diese Wunde mit dir rumträgst, diesen wunden Punkt?“ Und das sind Dinge in unserem Leben, die wir mit uns rumtragen, wo wir Dinge gesagt, getan oder unterlassen haben und wir können uns das selber nicht vergeben. Ich kann es mir nicht vergeben. Ich habe Schuldgefühle. Ich trage das mit mir rum und immer wieder kräht dieser Hahn und erinnert mich daran, dass da dieser wunde Punkt ist.

An dieser Stelle möchte ich euch von einer Zeit erzählen, wo ich in der Beziehung zu einem meiner Brüder extrem versagt habe. Ich habe zwei Brüder und mein nächst jüngerer Bruder und ich, wir sind extrem unterschiedlich, charakterlich und wesensmäßig. Wir waren beide schon so erwachsen oder fast erwachsen, zumindest altersmäßig. Man kann eigentlich nicht davon sprechen, dass wir eine Beziehung hatten. Es war eher so eine Nicht-Beziehung und es hatte viel mit meinem Versagen zu tun. Anstatt ihn anzunehmen und ihm liebevoll zu begegnen, war ich lieblos und habe ihn abgelehnt. Es gab auch eine Zeit, wo er mit Gott und Glauben wenig am Hut hatte. Und es hätte ja sein können, dass Gott mich gebrauchen wollte, um ihm auf eine liebevolle Art und Weise zu begegnen, um ihm Liebe deutlich zu machen. Aber anstatt Konflikten aus dem Weg zu gehen, habe ich Konflikte heraufbeschworen. Anstatt irgendwie beschwichtigend zu sein, habe ich Salz in Wunden gestreut, habe ich Öl ins Feuer gegossen. Anstatt in diese Beziehung zu investieren, habe ich ihn links liegen lassen und mich nicht für ihn interessiert. Und immer wieder ist es zu Konflikten gekommen und wir haben uns angeschrien und beleidigt und beschimpft.

Du kannst es dir nicht vorstellen, wenn du mich jetzt hier so als halbwegs gesitteten Menschen erlebst. Und das war nicht, als wir Kinder waren, sondern als wir schon erwachsen waren. Und immer wieder bin ich innerlich zusammengebrochen, wie dieser Haufen an Klötzen hier. Ich habe vor Gott kapituliert und habe mich gefragt, woran liegt es? Kann das sein, mit allen anderen Menschen komme ich halbwegs gut zurecht, aber mit meinem eigenen Bruder kriege ich es nicht auf die Reihe. Ich habe mich gefühlt wie ein Versager. Ich wusste eigentlich, was richtig wäre, wie ich mich eigentlich richtig verhalten müsste. Ich habe es einfach nicht hinbekommen. Immer wieder stand ich da, traurig und weinend vor diesem Scherbenhaufen unserer Beziehung, wie Petrus am Boden zerstört. Das Schöne in der Geschichte von Petrus ist ja, dass es nicht so bleibt, sondern dass Gott anfängt, ihn wieder aufzubauen, dass Jesus anfängt, mit ihm weiterzumachen. Er hat ihm vorher versprochen, dass er stärker zurückkommen wird als vorher, dass sein Glaube stärker sein wird.

Ich weiß nicht, ob du es vorhin gemerkt hast, als wir diesen Text gelesen haben. In Vers 61, in diesem Moment, als Petrus Jesus verleugnet, da schaut Jesus Petrus an und schaut ihm in die Augen. Da geht der Wiederaufbau dieser Beziehung los. Da geht es schon los, dass Jesus Heilung in dieses Versagen reinbringt. Er schaut ihn an. In diesem Moment des Versagens wendet er sich nicht ab, schlägt er nicht die Hände über dem Kopf zusammen. Er wusste ja schon, was passiert. Er nimmt Kontakt mit Petrus auf, er blickt ihn an und sagt: „Hey, ich sehe dich, ich wusste es, ich verurteile dich nicht.“ Er fängt da schon an, ihn wieder aufzubauen.

Und dann einige Tage später nach der Auferstehung von Jesus, in Johannes 21 ist es aufgeschrieben: „Am frühen Morgen sagt Petrus: ‚Ich gehe fischen‘.“ Das ist so ein Ausdruck dafür, dass er seine Berufung an den Nagel hängt und zurück geht zu dem, was er eigentlich mal gemacht hat. Es ist früh am Morgen zu der Zeit, zu der eigentlich die Hähne krähen. Da kommt Jesus zu Petrus und begegnet ihm und er fragt ihn dreimal: „Petrus liebst du mich?“ Dreimal hat Petrus Jesus verleugnet und dreimal gibt Jesus Petrus die Möglichkeit, das wieder gut zu machen oder zu sagen: „Ja, Jesus ich liebe dich.“

So geht die Wiederherstellung weiter. Wenige Wochen später ist Pfingsten, in Apostelgeschichte 2 ist es aufgeschrieben. Der Heilige Geist kommt auf die Apostel und auf die Jesus-Nachfolger und es verändert sich etwas in Petrus. Er bekommt Mut und er fängt an, mutig zu predigen. Ohne Menschenfurcht redet er von diesem Jesus, den er vorher verleugnet hat. Komplett wiederhergestellt ist er etwas später. In Apostelgeschichte 4 ist es notiert, als Petrus selbst angeklagt ist vor dem gleichen Gericht, vor dem Jesus angeklagt war. Und was macht Petrus? Er verleugnet Jesus nicht, sondern ist mutig. Er haut alles raus, was er über Jesus weiß und was er über Jesus für wahr hält. Wir sehen, dass Jesus Petrus wiederhergestellt hat und dass er ihn wieder aufgebaut hat und dass dieser wunde Punkt geheilt wurde. Petrus ist viel stärker zurückgekommen, als er vorher war.

Die Botschaft, die Jesus für Petrus hatte und die Jesus für dich und für mich und für uns alle heute hat, ist folgende:

Dein wunder Punkt kann Gottes „Wunderpunkt“ werden.

Da, wo du diesen Schmerz erlebt hast, wo du dieses Versagen mit dir rumschleppst, wo du dir selber nicht vergeben kannst, wo du von Schuldgefühlen fertig gemacht wirst, da, wo du diesen wunden Punkt hast, da kann Gott reinkommen. Er möchte dort reinkommen und er möchte dich heilen und wiederherstellen und er möchte, dass dieser wunde Punkt zu einem „Wunderpunkt“ wird, wo du ein göttliches Wunder erlebst, der Heilung, der Wiederherstellung und der Erneuerung.

Deine Schuld, meine Schuld, mein Versagen – Jesus hat sein Leben dafür am Kreuz gegeben, für alles wofür du dich schämst, für alles wo du Schuld auf dich geladen hast, wo du in Beziehungen schuldig geworden bist, wo du diese Schuldgefühle mit dir rum trägst. Dafür hat Jesus sein Leben gegeben, dass du zurückkommen kannst und dass er dich verändern kann und dass er eingreifen kann und dass er diese wunden Punkte verändern kann. Jesus verurteilt Versager nicht, er verändert sie.

Dieser „Wunderpunkt“ steht für das göttliche Veränderungswirken, dass er in den Prozess gehen möchte mit dir, mit mir, mit uns allen und dass er in den Momenten und in den Bereichen, wo wir versagen und versagt haben, uns verändern möchte. Dein wunder Punkt kann Gottes „Wunderpunkt“ werden.

Wie gehst du mit deinem Versagen um? Wie gehst du mit den wunden Punkten um, die du mit dir mitschleppst? Wie gehst du mit deinen Schuldgefühlen um, mit dem, was du dir selber nicht vergeben kannst? Wo vielleicht nicht mal andere Menschen dir was anlasten, sondern wo du dir einfach selber nicht vergeben kannst. Egal ob das in der Familie ist, am Arbeitsplatz, in Beziehungen, wo du von Angst geplagt bist, wo du vielleicht auch dich wie ein Versager fühlst in deiner Gottesbeziehung, wo du von Schmerz, von Scham, von Frust, von Hoffnungslosigkeit geprägt bist? Wie gehst du damit um?

Der Unterschied kam ins Leben von Petrus, als an Pfingsten der Heilige Geist in sein Leben kam, dieses göttliche Brausen. Es war damals so ein Geräusch zu hören, das wie so ein Brausen vom Himmel war, als die Liebe Gottes in sein Herz ausgegossen wurde. Er wusste, dass er für immer mit diesem lebendigen Gott verbunden ist. Er wusste, dass die Stimme der Liebe Gottes in seinem Leben immer lauter sein wird, als die Stimme des Versagens. Die Stimme von diesem Hahnkrähen.

Genau das möchte Gott durch diese lebendige Gottesbeziehung, durch den Heiligen Geist auch in dir bewirken. Dass dieses Rauschen des Heiligen Geistes, diese Stimme der Liebe Gottes in deinem Leben immer lauter ist, als die Anklage, als das Krähen des Hahnes, als deine Schuldgefühle. Und ich möchte dir Mut machen, heute einen nächsten Schritt zu gehen, dass du diesen wunden Punkt oder diese Punkte dem lebendigen Gott hinhältst.

Vielleicht kannst du dann auch irgendwann sagen, wie der Theologe Paulus, dieser Mann der ersten Kirche, es gesagt hat im 1. Korinther 15: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Paulus stellt sich hin und sagt sich: „Hey das bin nicht ich, es ist nicht meine Produktivität, meine Stärke. Das bin nicht ich, der das alles erreicht hat. Sondern durch Gottes Gnade, durch die Zuwendung Gottes, durch die Liebe Gottes, die mir durch den Heiligen Geist in mein Herz ausgegossen ist – dadurch bin ich, was ich bin.“

Ich glaube, Gott sehnt sich danach, dass du und ich, dass wir alle das erleben können, dass unsere wunden Punkte zu Gottes „Wunderpunkten“ werden. Vielleicht sprichst du mit einer Person deines Vertrauens darüber. Betet dafür, dass ihr die Stimme des Heiligen Geistes in diesen wunden Punkt gemeinsam reinsprecht. Vielleicht bedeutet es auch, dass du vor Gott kapitulierst und diesen Scherbenhaufen Gott hinhältst und bittest, dich wieder aufzubauen. Vielleicht bedeutet es auch, dass du heute anfängst, diesen Veränderungsweg mit Gott gemeinsam zu gehen. Nochmal: Jesus verurteilt Versager nicht, er verändert sie.

Deswegen möchte ich euch am Ende auch erzählen, wie diese Geschichte mit meinem Bruder zu Ende ging. Es war ja eine Zeit, als mein Bruder mit Gott und Glauben nichts zu tun haben wollte und Gott hätte mich eigentlich gebrauchen können oder vielleicht auch gebrauchen wollen, um ihm den Weg zurück zu zeigen in diese Gottesbeziehung. Und weißt du, was die gute und die traurige Nachricht in einem ist? Gott braucht mich gar nicht. Gott kommt zum Ziel auch ohne mich. Mein Bruder ist zurück in diese Gottesbeziehung gekommen, ganz ohne mich. Und er hat Versöhnung initiiert. Ein paar Jahre später hat er mir einen Brief geschrieben. Er hat um Vergebung gebeten. Er hat in diesem Brief geschrieben, was ihm leid tut, wo er mir Unrecht getan hat. Und es ging überhaupt nicht von mir aus. Es ging voll von ihm aus. Und wir konnten in so eine Versöhnung reingehen. Ich habe auch um Vergebung gebeten. Und unsere Beziehung ist wiederhergestellt und geheilt. und wir haben jetzt schon viele Jahre wirklich eine gute und stabile und enge Beziehung. Aus diesem wunden Punkt hat Gott einen „Wunderpunkt“ in meinem Leben gemacht.

Stellen wir uns mal vor, was passieren könnte, wenn wir heute den Heiligen Geist fragen: „Wo ist in meinem Leben so ein Punkt, wo ist so eine Wunde, wo du ran möchtest?“ Und wir erleben, vielleicht nicht von jetzt auf gleich, wie aber in einem Prozess so ein Weg der Heilung passieren kann. Und in ein paar Jahren schauen wir zurück und können sagen: „Ja da ist wirklich was passiert. Gott hat aus diesem wunden Punkt etwas gemacht und er hat aus diesem Punkt des Versagens in meinem Leben eine Stärke gemacht.“

 

Lukas Herbst arbeitet als Jugendreferent beim Christusforum Deutschland und Forum Wiedenest und leite eine Gemeindegründung in Schweinfurt.