Anfang Juni startete unsere alljährliche Wanderfreizeit mit Karsten Sablong und Hartmut Pöpke. In diesem Jahr war das Thema „Gipfelstürmer“.
Die Rhön bietet als Mittelgebirge eine große Anzahl unterschiedlicher Gipfel und Erhebungen: Berge, Hauben, Kuppen, Küppel, Steine und Köpfe mit je eigener Faszination, Höhe und Gestalt. Wikipedia listet über 300 Berge der Rhön auf. Dabei lohnen nicht nur die bekannten Höhenzüge einen Aufstieg. Auch von kleineren Bergen hat man oft eine faszinierende Sicht in das „Land der offenen Fernen“, wie die Rhön wegen ihrer großenteils unbewaldeten Höhenzüge und weit gestreckten Berghänge, Wiesen und Weiden genannt wird.
Einige kleine und große Gipfel wurden bei wunderschönem Wetter in diesen Tagen erwandert. An den Abenden gab es einige geistliche Stärkungen von Hartmut Pöpke. Gerne möchten wir Sie an einer Geschichte teilhaben lassen:
Die Verklärung Jesu (Matthäus 17,1-9)
Das ist eine Geschichte in der Bibel, die nicht leicht zu verstehen ist. Sie will eines. Sie will erreichen, was auf der Höhe des Berichts von den Jüngern Jesu gesagt wird:
Mit diesem Aufstieg auf einen Berg (Vers 1) beginnt unser Text. Das ist nicht von ungefähr. Die Berge spielen in der Bibel eine besondere Rolle. Alle Berggeschichten künden etwas Außergewöhnliches.
Berge Gottes! Mit jedem dieser Namen verbindet sich ein Stück göttlicher Geschichte. Auch mit dem Berg der Verklärung. Auch er gehört in die Reihe der Berge Gottes.
Die großen Stunden Gottes führen von Berg zu Berg. Sie führen in die Gegenwart Gottes, in die Stille.
Wenn wir die Evangelien lesen, so fällt uns auf, dass die Kraftquellen für das Handeln und Wirken Jesu die stillen Stunden vor dem Angesicht des Vaters waren.
Immer wieder heißt es von ihm, dass er auf einen Berg entwich – oder in die Wüste – um dort zu beten. Es liegt eine große Verheißung auf diesem regelmäßigen Alleinsein mit dem lebendigen Gott, auf den stillen Stunden der Sammlung und des Gebets.
Und da haben wir heute oft unsere Schwachstelle: Wir besteigen den Berg der stillen Einkehr zu wenig. Die stillen Zeiten mit unserem Herrn werden immer weniger und dadurch leidet unsere Beziehung zu ihm.
Er möchte auch mit uns immer wieder allein sein, möchte uns nahe kommen und begegnen. Geben wir ihm Gelegenheit dazu? Räumen wir ihm das Ufer frei, an dem er anlegen kann?
Wer auf die Dauer diese Berge der Stille umgeht, verurteilt sein inneres Leben zum Absterben. Wenn die Antennen unseres Herzens ständig auf andere Wellenlängen eingestellt sind, werden wir wenig von Gott empfangen.
Darum zuerst: Hinauf auf den Berg! Hinein in die Stille vor Gott, damit wir wieder die rechte Sicht bekommen, damit wir wieder Maßstäbe gewinnen, die uns zur Orientierung helfen.
„… dass uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheine …“
Nun geschieht in unserem Evangelium das, was wir nicht fassen können (V. 2). Es ist ein außergewöhnliches Geschehen! Es ist, wie wenn einen Herzschlag lang, ein Vorhang zurückgezogen wird und wir den Blick frei bekommen in einen Raum, der sonst unseren Augen verborgen ist.
Verklären heißt, klar machen. Auf dem Berg wird den erstaunten Jüngern klar gemacht, wer Jesus ist. Er wird vor ihren Augen verwandelt. Der Mensch Jesus ist plötzlich in eine übernatürliche Lichtfülle hineingenommen, sein Angesicht spiegelt göttliche Majestät wider.
Er erscheint für eine kurze Zeit in dem Gewand der zukünftigen Welt. Eine Stimme vom Himmel weist Jesus als den Sohn Gottes aus.
Und noch ein weiteres geschieht: zwei Zeugen treten auf, Mose und Elia, die Vertreter des Alten Bundes, in deren Gestalt das Gesetz und die Propheten abgebildet sind.
Nein, menschliche Wahrnehmungen und Worte reichen nicht aus, das zu beschreiben. Die Wirklichkeit Gottes ist zu groß, als das wir sie erfassen könnten.
Wichtig ist auch zu beachten, an welcher Stelle im Ablauf der Evangelien unsere Geschichte geschieht. Sie steht zwischen der 1. und 2. Leidensankündigung Jesu und macht dreierlei deutlich: Zunächst, bevor die Nacht der Passion und das Dunkel des Kreuzestodes über Jesus kommt, leuchtet vor drei auserwählten Jüngern die Herrlichkeit des Gottessohnes auf.
Mitten auf dem Niedrigkeitsweg Jesu, von der Krippe im Stall bis zum Kreuz auf der Hinrichtungsstätte, blitzt hier die unüberbietbare Hoheit Jesu auf.
Unter Zeugen soll dokumentiert werden, dass Gottes Reich auch durch Nacht und Niedrigkeit zum Ziel kommt.
So soll diese Verklärung Jesu für seine Jünger eine Stärkung und eine Glaubenshilfe sein.
Sodann wird offenbar, dass Jesus mehr ist als ein Mensch. Er ist zwar Mensch und dennoch unvergleichlich mehr: Gottes Sohn, den er in diese Welt gesandt hat, um seinen Willen kundzutun und das Werk der Versöhnung zu vollbringen, als Brückenbauer zwischen Gott und Menschheit.
Und schließlich: Neben Jesus erscheinen die beiden Gestalten des Alten Bundes, Mose und Elia, neben den drei Jüngern. Das will sagen, dass in Jesus Christus das Gottesvolk von gestern, heute und morgen zusammengebunden ist.
Der Weg, den Gott im Alten Bund begonnen hat, ist in Jesus zu seiner entscheidenden Höhe gekommen und geht nun weiter, so lange, bis er wiederkommen wird.
Dies alles zeigt sich uns „oben auf der Höhe“, da, wo wir vor Gottes Angesicht in die Stille gekommen sind.
Soll und kann das nicht auch bei uns geschehen? Immer wieder schenkt es der Herr, dass einem Einzelnen wie der versammelten Gemeinde, die Herrlichkeit Jesu Christi aufblitzt, wenn eines seiner Worte uns persönlich trifft, wenn er uns durch seinen Zuspruch oder mit einem Auftrag begegnet.
Auf diesem Weg können wir durchhalten, weil wir das Ziel vor Augen und die „Wolke der Zeugen“ an der Seite haben. So schenkt es der Herr, dass uns das Große groß und das Kleine klein wird, dass wir den Blick für das Wesentliche freibekommen, nein, für den Wesentlichen und allein Entscheidenden:
Eigentlich wollten die Jünger gar nicht mehr hinuntergehen. Petrus möchte gerne oben bleiben. Er will Hütten bauen, sich auf dem Berg der Verklärung ansiedeln.
Aber Jesus nimmt sie mit hinunter in den Alltag. Der Berg ist für die Jünger Jesu kein Endziel, er ist der Ausgangspunkt für den Weg durch die Welt. Jesus geht hinein in das Leiden, und er nimmt seine Jünger mit. Er mutet ihnen den Weg durch diese Welt zu. Er geht selbst wieder den Berg hinunter, aber aufgerichtet und gestärkt, bevollmächtigt und neu gesandt.
So sind auch wir unterwegs von einem Berg zum andern. Wir bleiben da, wo Gott uns hin gesandt hat. Unser Weg durch die Welt darf ein getrostes Wandern sein. Unsere Gottesdienste, Bibelstunden, Austausch und Begegnung mit anderen Christen können solche Bergerlebnisse sein, in denen wir unter dem Hören des Wortes etwas von der Herrlichkeit und Hoheit Jesu erkennen.
Die Welt braucht Menschen, die aus der Stille vor Gott kommen und den Widerschein eines neuen Lebens in den Alltag hinunter tragen.
Und noch ein Letztes: Unser Bericht ist noch nicht zu Ende. Der letzte Vers will auch beachtet sein. Jesus verbietet seinen Jüngern, das Erlebte weiter zu sagen, bis er von den Toten auferstanden ist.
Unsere Geschichte ist wie ein Schlüsselloch, durch das wir hindurchsehen. Denn hinter diesem Geschehen steht eine ungleich größere und gewaltigere Verklärungsgeschichte, das Osterereignis.
Die Verklärung Jesu auf dem Berg vor den Augen seiner Jünger ist nur ein Vorspiel der Auferstehung. Die Auferstehung am 3. Tag ist die Verklärung vor den Augen der ganzen Welt.
Und so sind wir nun als solche, die von Ostern herkommen, Menschen, die nicht nur andeutungsweise, sondern endgültig und umfassend über die Herrlichkeit und den Sieg Jesu Christi Bescheid wissen.
Menschen, die erfahren haben, dass das letzte Wort über ihrem Leben nicht der Tod, sondern der verklärte Ostersieger hat. Darum können wir getrost in das Tal unseres Alltags hinuntersteigen.
Hartmut Pöpke ist schon seit vielen Jahren in der Arbeit in der Hohen Rhön engagiert. Als Verkündiger begleitet er schon viele Jahre die Wanderfreizeit.
Gerne weisen wir schon jetzt auf die Wanderfreizeit im kommenden Jahr hin.
Diese wird unter dem Thema:
„Rhönian Summer“
vom 13.-19. Oktober 2025 stattfinden