Rhönbrief Dezember 2024

"Als die Zeit erfüllt war ..."

Liebe Freunde

Kennen Sie den Ausspruch: „Weihnachten kommt immer so plötzlich“? Dabei wissen wir doch ganz genau, dass jedes Jahr am 24.12. Heilig Abend und an den beiden folgenden Tagen die Weihnachtsfeiertage sind. Eigentlich sollte die Adventszeit dazu dienen uns auf sein Kommen vorzubereiten. Und doch fühlen wir uns nicht vorbereitet und schaffen viele Dinge nicht, die wir noch vorher machen wollten.

Bei Gott gibt es eine andere Zeitrechnung, er handelt, wenn die Zeit erfüllt ist.

So lesen wir es im Galaterbrief 4,4, ein tiefgründiger und hoffnungsträchtiger Vers, der von der Bedeutung der göttlichen Zeit und des göttlichen Handelns spricht:

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt.“

Dieser Vers ist mehr als nur eine historische Aussage. Er ist ein Schlüssel zum Verständnis dessen, was es bedeutet, dass Jesus Christus in die Welt gekommen ist. In diesem einen Satz finden wir die gesamte Tiefe des Evangeliums, und wir können aus ihm einige wesentliche Wahrheiten für unser Leben lernen.

„Als die Zeit erfüllt war“

Gottes Zeitplan – Paulus spricht hier nicht von „unserer Zeit“, sondern von der Zeit Gottes. Die Menschen damals hätten sich sicherlich eine andere Zeit gewünscht, vielleicht eine Zeit des politischen Friedens oder des materiellen Wohlstands. Doch Gott hatte einen anderen Plan, und dieser Plan war vollkommener und tiefgründiger als alles, was die Menschen sich erhoffen konnten.

„Als die Zeit erfüllt war“ bedeutet, dass Gott einen bestimmten Moment in der Geschichte bestimmt hatte, zu dem er in der Weltgeschichte mit einem großen, befreienden Akt eingreifen würde. Gott handelt nicht zufällig oder planlos. Er hat alles in seiner Hand. Für uns mag es manchmal so aussehen, als ob wir in einer Welt voller Chaos und Unordnung leben. Aber dieser Vers erinnert uns daran, dass Gott einen festen Plan hat, der immer rechtzeitig und vollkommen ist.

Vielleicht sind wir manchmal ungeduldig. Wir fragen uns, warum manche Dinge so lange dauern müssen oder warum Gott nicht früher eingreift. Doch dieser Vers zeigt uns, dass Gott die Kontrolle über alles hat und er zur richtigen Zeit handelt. Es ist die „erfüllte Zeit“, wenn Gott handelt – und nicht früher oder später.

„Sandte Gott seinen Sohn“

Gottes Geschenk – Es heißt weiter: „sandte Gott seinen Sohn“. Dieser Satz enthält das zentrale Geschenk Gottes an die Welt – Jesus Christus. Gott selbst sendet seinen Sohn in diese Welt, nicht als ein ferner, unnahbarer Gott, sondern als jemand, der mitten unter uns lebt, der in unserer Welt leidet und handelt.

„Seinen Sohn“ – das ist das größte Geschenk, das uns jemals gemacht wurde. Gott hätte sich in seiner Unendlichkeit auch anders zeigen können, aber er wählte den Weg, in Jesus Christus zu uns zu kommen. Dieser Sohn, der in seiner göttlichen Majestät die Welt erschuf, wurde Mensch und trat in die Geschichte ein. Es ist der Akt der größten Liebe, den wir uns nur vorstellen können: Der Schöpfer kommt zu den Geschöpfen, um sie zu erlösen.

Für uns als Christen ist diese Botschaft von zentraler Bedeutung. Wir dürfen nie vergessen, dass es nicht irgendein Mensch war, der auf die Welt kam, sondern der Sohn Gottes. Dies verändert alles: unsere Sicht auf Gott, auf das Leben, auf das Leiden und auf die Erlösung.

„Geboren von einer Frau“

Die Menschwerdung – Weiter heißt es, dass dieser Sohn „von einer Frau geboren“ wurde. Dies verweist auf die Menschwerdung Jesu, die in der Bibel als ein Geheimnis beschrieben wird. Gott wurde wirklich Mensch. Er nahm unsere menschliche Natur an – mit all ihren Schwächen und Begrenzungen, aber ohne die Sünde.

Jesus Christus ist nicht nur der Sohn Gottes, sondern auch wahrer Mensch. Er kennt unsere Ängste, unsere Sorgen, unser Leiden. Er hat als Kind die Hilfe seiner Mutter Maria gebraucht, er wuchs auf, er lernte, er arbeitete, er fühlte und er litt. In ihm finden wir den Gott, der sich mit unserer menschlichen ReRealität identifiziert. Er ist der Immanuel, „Gott mit uns“.

Diese Tatsache ist von großer Bedeutung für uns. Wenn wir in Schwierigkeiten stecken, wissen wir: Gott kennt unser Leben, er kennt unsere Not. Er ist nicht fern, sondern nahe – gerade in unseren schwierigsten Momenten. Und in allem, was er tat, lebte er das perfekte Beispiel für uns, wie wir in Gemeinschaft mit Gott leben können.

„Dem Gesetz unterstellt“

Erlösung unter dem Gesetz – Der Vers endet mit den Worten: „und dem Gesetz unterstellt.“

Hier geht es um das Gesetz, das für das Volk Israel galt, das aber auch eine Bedeutung für die gesamte Menschheit hatte. Jesus unterwarf sich dem Gesetz, nicht weil er selbst etwas schuldig war, sondern weil er das Gesetz erfüllte. Was das Gesetz forderte, das nahm er auf sich. Er lebte das vollkommen gerechte Leben, das kein Mensch je leben konnte. Und er tat es aus Liebe zu uns.

Durch seinen Gehorsam unter dem Gesetz und seinen Tod am Kreuz hat er das Gesetz „erfüllt“ und uns von der Verfluchung des Gesetzes befreit. Der Apostel Paulus erklärt an anderer Stelle, dass das Gesetz uns „zum Christus geführt hat“ (Galater 3,24). Es zeigt uns unsere Unvollkommenheit und unsere Notwendigkeit der Erlösung. Aber es zeigt uns auch, dass Jesus Christus das Gesetz für uns erfüllt hat. Durch ihn sind wir nicht mehr unter dem Gesetz verurteilt, sondern unter seiner Gnade.

Die Bedeutung für unser Leben

Was bedeutet das für uns? Dieser Vers, so kurz er auch ist, hat eine tiefgreifende Auswirkung auf unser Leben. Er zeigt uns, dass Gottes Zeit der Erlösung gekommen ist, und dass diese Erlösung in der Person Jesu Christi konkret geworden ist.

Er lädt uns ein, in dieser „erfüllten Zeit“ zu leben – in einer Zeit, in der Gottes Heil für uns offenbar geworden ist.

Für uns als Christen bedeutet das, dass wir in einer Welt leben, in der Gott uns durch Jesus Christus nahe ist. Wir leben nicht mehrunter der Herrschaft der Sünde oder der Angst, sondern unter dem Reich Gottes, das in Christus gekommen ist.

Die Frage ist: Wie reagieren wir auf diese „erfüllte Zeit“? Nutzen wir die Gelegenheit, in dieser Zeit der Gnade zu leben, oder warten wir auf einen anderen Zeitpunkt, der vielleicht niemals kommen wird? Sind wir bereit dieses Geschenk der Gnade anzunehmen? Sind wir bereit, Christus zu begegnen?

Lasst uns die „erfüllte Zeit“ heute annehmen und losgehen wie die Hirten, nachdem der Engel ihnen die Frohe Botschaft von der Geburt des Heilands Jesus Christus gebracht hat. So ist Christus in ihr Leben gekommen und hat es verändert – nichts hat ihr Leben so verändert, wie die Begegnung mit dem Kind in der Krippe.

Ich wünsche uns, dass wir in diesem Jahr eine von Gott erfüllte Weihnachtszeit erleben, dass wir uns neu auf den Weg machen zu dem Kind in der Krippe, zu dem gekreuzigten und auferstandenen Christus. Er wird auch unser Leben verändern, wie das der Hirten und wir werden erfüllt mit Freude und Hoffnung!

Wir sind von Gott beschenkt, wenn wir sein Handeln erleben. Die Zeit, in der Gott in unser Jetzt hinein handelt ist auch eine „erfüllte Zeit“ – eine durch seine Gegenwart erfüllte Zeit.

Diese „erfüllte Zeit“ und das Handeln Gottes erleben wir so oft im Alltag hier. Ende Oktober wurde klar, dass Maleescha aus Sri Lanka unser Jahresteam bereits Ende Dezember verlassen wird. Dann haben wir Anfang November eine Bewerbung für ein FSJ von einer jungen Frau aus Ecuador bekommen. Als wir sie fragten, ab wann sie mit dem FSJ beginnen möchte, sagte sie: Ab dem 1. Dezember, da ihr Visa nur bis zum 30. November geht. Wer unsere Bürokratie in Deutschland kennt, weiß, dass es fast unmöglich ist, innerhalb von zwei oder drei Wochen ein Sprachzertifikat, einen FSJ-Vertrag und eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Gott hat es so gefügt, dass wir alle Unterlagen rechtzeitig bekommen haben und dass sie jetzt seit 1. Dezember bei uns ein FSJ machen kann. Wir freuen uns das Geysil nun unser Jahresteam bereichert und damit unser Jahresteam nicht kleiner wird.

Auch Krankheit und Abschied nehmen füllen unsere Zeit. So mussten wir im November von einem guten Freund und ehrenamtlichen Mitarbeiter, Werner Schäfer, Abschied nehmen. Er hat sich seit 1998 mit seinen praktischen Fähigkeiten eingebracht. Als gelernter Heizungsbauer hat er an unserer Heizungs- und Trinkwasseranlage repariert, was zu reparieren möglich war. Er hat gelötet, geschweißt, Leitungen verlegt, aufgefrorene Wasserleitungen repariert und beim Umbauen mitgearbeitet. Die letzten Jahre waren von seiner Krankheit geprägt, so dass er nicht mehr tun konnte wie er wollte, sondern oft im Krankenhaus sein musste. Nun hat Gott ihn nach Hause geholt. Wir sind von Herzen dankbar für die Liebe, die Freundschaft und alle Kraft und Zeit, die er hier ehrenamtlich eingebracht hat. Wir freuen uns, dass wir wissen dürfen, dass er nun Zuhause sein darf.

Auch ist unsere Stelle im Außenbereich weiterhin offen. So sind wir sehr dankbar für den regelmäßigen ehrenamtlichen Einsatz von Horst Brücher und Erwin Braun. Sie haben alle Reparaturen gemacht, die in den letzten Wochen aufgelaufen sind.

Wir haben im Außenbereich, im Café und in der Küche jeweils eine offene Stelle, außerdem suchen wir noch Unterstützung in unserem Reinigungsteam.

Mittlerweile sind wir im Jahresteam ein internationales Team aus Indien, Madagakar, Sri Lanka, Ecuador und Südafrika. Wir beten weiter um ein Visum für einen jungen Mann aus Madagaskar und eine junge Frau aus Uganda. Natürlich würden wir uns auch über Bewerber aus Deutschland sehr freuen.

Wir staunen auch, wie Gott die Arbeit in der Rhön finanziell trägt. Ende Oktober sollten wir ein größeres Privat-Darlehen zurückbezahlen. Wenige Wochen vorher ruft uns eine Frau an und erfragt unsere Spendennummer. Kurz bevor wir den Betrag zurücküberweisen sollten, bekamen wir von der Frau eine Spende, die fast den kompletten Betrag gedeckt hat.

Wir sind dankbar, dass Gott immer wieder Menschen bereit macht, sich in ganz unterschiedlicher Weise für den Bau am Reich Gottes hier in der Rhön einzusetzen.

Anfang 2025 müssen wir ein weiteres größeres Privat-Darlehen über 50 TSD EURO so kurzfristig zurückbezahlen, dass wir es nicht mit einplanen konnten. Gleichzeitig sind in diesem Zeitraum die Jahres-Versicherungsprämien fällig. Bitte helfen Sie mit, dass wir das bewältigen können. Längerfristige zinslose Privatdarlehen wären uns da eine große Hilfe.

Wenn Gott es Ihnen aufs Herz legt und Sie uns unterstützen wollen, freuen wir uns über jede Form der Unterstützung, wie z.B.:

Gebet

Wenn sie für die oben genannten Anliegen beten oder Menschen auf Veranstaltungen aufmerksam machen, die in unserem Haus stattfinden.

Werbung für unser Jahresteam

Wenn sie jungen Menschen in Ihrem Bekanntenkreis weitersagen, dass man bei uns ein Jahr für Gott als FSJ oder BFD machen kann, dann ist das schon eine große Unterstützung.

Ehrenamtliche Unterstützung

Wir haben über das ganze Jahr verschiedene Projekte, die wir nur mit ehrenamtlicher Unterstützung schaffen können. Wenn Sie handwerklich begabt sind, freuen wir uns sehr über ganz praktische Unterstützung, z.B. bei der Renovierung von Zimmern, bei Gartenarbeit, beim Aufbau der Missio-Camp-Infrastruktur. Wir freuen uns sehr, wenn Sie sich bei Interesse bei uns melden.

Spenden

Sie können sich auch finanziell beteiligen, indem Sie uns einen Geldbetrag spenden oder in den Fond einzahlen, der für Menschen gedacht ist, die sich einen Aufenthalt bei uns nicht mehr leisten können. Auch benötigt unsere missionarische Arbeit finanzielle Unterstützung. Weiter versuchen wir, Zimmer zu renovieren, auch hier benötigen wir Unterstützung.

An dieser Stelle möchten wir uns bei Ihnen bedanken für Ihr Mittragen im Gebet und alle finanzielle Unterstützung und Ihre ehrenamtliche Hilfe, ohne die unsere Arbeit hier in der Rhön nicht möglich wäre.

Grüßen möchten wir Sie mit der neuen Jahreslosung:

„Prüft alles und behaltet das Gute.“

1.Thessalonicher 5,21

Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesegnetes neues Jahr.

 

Anke & Stefan Schroth

und das Team der HOHEN RHÖN